Ums Rappen ging’s gar nicht!

„Alle Juden sind reich!“ Solche Gerüchte hört Ben Salomo oft. Am Donnerstag[1] hatten wir ihn hier am OHG zu Besuch. Er erzählte von seinen Erfahrungen mit Judenhass. Ben Salomo heißt eigentlich Jonathan Kalmanovich und stammt aus Israel, aufgewachsen ist er in Berlin. Salomo fühlte sich in der Hip-Hop-Szene wohl und rappte gerne. Er tritt aufgrund von antisemitischer Prägung aus dieser aus, rappt jedoch immer noch.

Salomo berichtete in der Veranstaltung lebhaft von Anekdoten aus seinem Leben und von seiner Familie. Er beschrieb ausdrücklich, wie diese Ereignisse ihn geprägt haben und welches Unverständnis er gegenüber den Hassern hat. Den Schwerpunkt bei seinen Geschichten legte er dabei auf die Charakterisierung des „typischen“ Juden. Während seines Vortrags schuf er eine enge Verbindung zum Publikum durch direkte Ansprachen. So ließ er die Schüler unter anderem raten, wie viele Juden es heut zutage noch gibt. Verstärkt wurde dies durch emotional gefärbte Schilderungen persönlicher Erlebnisse. 

Die Präsentation wurde rhetorisch hervorragend vorgetragen. Leider kam die Authentizität etwas zu kurz, evtl. bedingt durch häufiges Vortragen bei vorherigen Veranstaltungen. Als Zuhörer konnte man nicht wirklich sagen, welche seiner Erzählungen aus eigenem Erleben stammen und welche eher zu dramaturgischen Zwecken ausgeliehen wurden. Des Weiteren riss er politische Themen an, z.B. den Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern, erklärte dabei aber den Ursprung der jeweiligen Konflikte nicht. Natürlich konnte er während seiner kurzen Vortragszeit nicht alle Punkte ausführlich behandeln, jedoch stellte er damit Behauptungen auf, die, da viele sich damit nicht auskennen, nun als einzige Wahrheit dastehen. Leider können die beschriebenen Konflikte wegen des vollen Lehrplans auch nicht im Unterricht ausreichend besprochen werden.

Wir haben viel über seine Erfahrungen mit Judenhass gehört. Es blieb jedoch offen, von welchen Menschen dieser hervorgerufen wird. „Bio-Deutsche“ fiel als Stichwort, hier denken viele sofort an den „typischen“ Nazi, weiß, rechtsradikal. Aber gibt es auch andere Provokateure, zumal er in einem überwiegend türkisch-arabischen Ghetto in Berlin aufgewachsen ist?

Vor der Veranstaltung habe ich Schüler über ihre Erwartungen zu dem Vortrag befragt. Dabei hat sich herausgestellt: Keiner wusste so wirklich, was ihn erwarten würde. Nach der Veranstaltung lässt sich sagen: Ben Salomo ist ein guter Rhetoriker, allerdings fehlt die neue Perspektive, die sein Vortrag hätte bringen können. Zwar schloss er einen „Pakt“ mit uns – nicht wegschauen – jedoch wussten wir dies bereits vorher. Auch die schlimmen Situationen aus den Ghettos waren uns bekannt. Ich hätte gerne einen besseren Einblick in sein Leben bekommen: wie übt er seinen Glauben aus, was macht er in seiner Freizeit oder welchen Beruf übt er aus. Ferner fragen wir uns, warum wir uns meistens nur mit Antisemitismus beschäftigen, während wir hier in Ludwigsburg größtenteils mit Hass gegenüber Ausländern zu tun haben.

Zu guter Letzt ein Dank dem Courage-Team, dafür dass sie diese Veranstaltung organisiert haben und dadurch die Diskussion über ein sonst sehr fremdes Thema gestartet haben.

Schreibe einen Kommentar