Gespaltene Welten – Poetry Slam

Ich weine.

Alleine,

eingesperrt in meiner neuen temporär gefangenhaltenden Zelle.

Ich weine.

Weil keine Quelle

der Welt sinkende Fälle

preisgibt.

Ich weine.

Weil ich weiß, dass auf die Schnelle

nichts mehr wird, wie es mal war.

Seit wann ist die Existenzbedrohung den Menschen nicht mehr klar

und wir sind eingesperrt?

Alleine.

In unserer, uns permanent umkreisenden Sicherheitsblase.

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Ich weine.

Mit geschlossenen Augen.

Damit Erdanziehungskräfte mir meine dämlichen Tränen nicht aussaugen,

„ich bin nur müde, mir geht’s wirklich gut“,

antworte ich auf Fragende, die sich sorgen

während sich Wut in mir aufbaut.

Doch ich habe einfach nicht den Mut

all das verbal rauszuhauen,

was mir so auf meinem Herzen lauert.

Wenn ich alles, mal so aussprechen würde,

wie ich es doch meine

würde es sich glaub ich so anhören:

Liebe Anderen, ich möchte wirklich eure Langeweile nicht stören

und ich will euch wirklich kein stückweit empören

wenn ich sage

unsere Welt ist soeben eine riesengroße Plage.

Und ist es laut euch berechtigt, dass ich kurz mal nachfrage

wie es denn so weiter geht?

Ich meine eben, wie es um unser aller Zukunft steht.

Ich weiß es sicher…, in euch wird der antwortgebende Teil tagtäglich angefleht

euch Antworten auf unbeantwortbare Fragen zu geben.

In der Schule sagen sie uns

„Kommt ihr müsst trotz Online – Unterricht weiter nach guten Noten streben“,

nur um uns Stress aufzubauen,

sodass die rauen, ungewissen Fragezeichen im Gehirns – Satz verloren gehen

und unter all der Kälte des Winters

unter seinen dicklichen Eisschollen, nicht mal mehr minimal zu sehen

sind.

Strengt euch weiter an,

denn in den nächsten Monaten – ich verspreche es euch – wird es weitergehen.“

Versprechen sind nicht da, um gebrochen zu werden!

Oder vielleicht haben wir das Wort in dieser ätzenden Zeit neu definiert,

minimale Details refiniert,

nur, dass unser Alltag mal ein bisschen strukturierter wird?

Ich vermute dasselbe wurde auch mit dem Begriff ‚Freundschaft‘ getan.

Freundschaften sind jetzt Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Personen,

die es neben Stundenplan,

Freiheitswahn

und Problemen mit dem allbekannten WLAN

schaffen zu bestehen.

Freunde sind Personen, die einander nur über FaceTime wiedersehen,

zwar zur aktuellen Situation ähnlich stehen,

doch nicht mehr im gleichen Mindset ihre Runden drehen.

Damals waren Freunde noch die, die dich auf der anderen Straßenseite

unerwarteterweise

erspähen

und sofort verstehen,

wie es dir geht.

Nur durch einen ehrlichen Augenaufschlag.

Jetzt sind es die stockende Verbindung

und die Art und Weise sich und seine Gefühle vor der Kamera zu verstecken,

die wahre Freundschaften zum elenden Verrecken

bringen.

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Und was machst du Corona?

Du mutierst,

so dass du teilweise an Schuld verlierst

und frisch gestärkt

das Werk,

was wir im letzten Jahr gegen dich erbaut haben, zerstören kannst.

Aber warte es nur ab… wir Menschen können so vieles.

Wenn es heißt dich zu besiegen,

sind wir ein eingespieltes

Team.

Und werden den Kampf niemals aufgeben.

Schon gar nicht gegen dich verlieren!

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Wir alle möchten Antworten auf die schwirrenden, fettgedruckten, eingeprägten

Fragezeichen in unseren Köpfen,

wir möchten alle mal wieder im Freien ohne Maske frische Luft schöpfen

möchten, dass Vertraute uns an der Bushaltestelle zurufen

und uns fest in ihre liebevollen Arme schließen.

Wir möchten doch nur die schönsten Altersjahre unseres Lebens genießen!

Möchten zwar unsere Gesundheit nicht auf den Mond schießen,

doch fließen Tag für Tag immer mehr in die Richtung.

Langsam sehen wir keine Lichtung mehr,

denken uns „unsere Welt ist doch nicht fair!“.

Wieso können wir nicht die Sichtungen

vollziehen, die uns diese Lichtung kurzzeitig wieder vor Augen stellt?

Wieso leben wir alle gerade wie auf einem Camping Platz bei stürmischem Wetter

mit Welten

an Abstand zwischen unseren Zelten,

versuchen zusammengekauert die Kälte

einigermaßen gut zu überstehen.

Und wenn die Winde dann mal so stark wehen,

dass unsere Unterkünfte davon gerissen werden,

was machen wir dann?

Kommt es dann wirklich noch auf den menschlichen Abstand an

Oder ist es gerade in solchen Zeiten wichtig, zueinander zu halten?

Gemeinsam dieses üble Geschehen wegfalten,

gemeinsam diese kalten

Monate so schön wie möglich gestalten.

Deswegen… lasst uns bei Videokonferenzen auf die Frage: „wie geht es dir“

ehrlich antworten

dann ist es nicht schlimm, wenn einen solch ein Emotionenfluss

überrumpelt, dass man den ganzen Stuss

im Kopf nicht mehr ausblenden kann,

denn wir stecken alle mit drinnen

und hoffen das binnen

nächster Wochen irgendwas Positives passiert.

Dass Corona endlich mal kapiert,

dass es gegen uns Menschen nur verliert.

Und dieser Kampf?

Er wird lange dauern,

Wird uns zum weiteren zusammenkauern zwingen.

Doch am Ende

können wir alle ganz behände

unsere Zeltwände

wieder ganz dicht aneinander pflanzen

und GEMEINSAM mit unserem Gewinnersong um das lodernde Lagerfeuer tanzen.

– Freya Höynck (10b)

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