OHG-Schülerprojekt MIGRATION: Hoffnung Europa – Flüchtlinge aus Afrika

Flüchtlinge – ein Thema, das Europa und vor allem Deutschland seit einigen Jahren beschäftigt. Und nun auch das Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg.  Eine Woche lang haben wir uns mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt in Form eines großen Projekts – mit Neugier und Begeisterung.

Viele Leute verlassen ihre Heimat in Afrika und flüchten, um ein besseres Leben z.B. in Europa zu haben. Diese Entscheidung fällt jedoch nicht leicht, denn zu emigrieren (also aus seinem Land auszuwandern) bedeutet auch, seine geliebte Heimat, Freunde, Familie und Besitz zu verlassen. Aber wenn diese Leute ihr Land verlassen, haben sie ja bestimmt Gründe für ihre Flucht?

Ja, es gibt viele Gründe – das wurde uns klar! Naturkatastrophen, politische Verfolgung, Krieg, Hungersnot, Arbeitslosigkeit, aber auch Perspektivlosigkeit sind Gründe, warum diese Leute ihr Land schweren Herzens verlassen müssen. Sie hoffen lediglich, dass es irgendwo anders besser ist. Aus dem Grund verkaufen sie ihr Hab und Gut, um genug Geld zu haben und um das Land verlassen zu können. Meist geschieht dies jedoch nicht auf legalem, sondern illegalem Wege wie z.B. mit Schleppern. Schlepper ,,schleppen“ diese Leute tagelang auf unsicheren Booten über das Meer. Aber viele wissen nicht, worauf sie sich einlassen, denn die meisten überleben diesen ,,kleinen Abenteuertrip“ nicht und sterben während der Reise.

Und wer kann uns am besten etwas über Afrika und Flüchtlinge erzählen? –  Afrikaner, die selbst geflohen sind!

Am Donnerstag, den 1. Februar 2018, hat das Projekt mit einer Einführung zum Thema MIGRATION angefangen. Dazu versammelten sich die beteiligten Schülerinnen und Schüler (sprich die gesamte 8. Klassenstufe und einige aus den höheren Klassenstufen) und einige Lehrer wie z.B. die Französisch- und Englischlehrerin Heike Hauptvogel, die auch gleichzeitig die Projektorganisatorin war, in dem Festsaal der Osterholz-Grundschule. Da erwarteten uns auch schon die beiden afrikanischen Künstler Steve Bimamisa und Abdoul-Ganiou Dermani. Nach der Begrüßungsrede von Herrn Hilbert, unserem Schulleiter, ging es los…

Steve erzählte uns von seiner eigenen Flucht aus dem Kongo vor dem Völkermord an den Tutsi. Nach dem Mord an seinem Vater musste Steve mit seiner Mutter und seinen Geschwistern das Land verlassen. Er war damals so alt wie wir heute. Ein Jahr waren sie unterwegs…

Damit wir uns vorstellen konnten, wie gefährlich die Flucht sein kann, zeigte uns Steve als Beispiel auch den Film La Pirogue. In dem Film geht es um Menschen im Senegal, die die harte Flucht über das Meer mit einer Piroge, einem kleinen Fischerboot, wagen. Die Männer, die flüchten wollen, fliehen aus verschiedenen Gründen: Manche wollen einfach nur Arbeit und ein modernes Leben. Andere wollen ihren Traum, Fußballprofi oder Musiker zu werden, verwirklichen. Ein Mann im Film ist Fischer und wegen der Überfischung durch die Großkonzerne kann er keine Fische mehr fangen. Ihm wird der Job als Kapitän der Piroge angeboten. Zuerst sträubt er sich, doch dann nimmt er das Angebot an. Er braucht das Geld für seine Familie…

Die Leute, die sich auf den Weg nach Europa machen wollen, verkaufen ihren gesamten Besitz, um den Schlepper zu bezahlen. Steve erzählte uns, dass man ca. 10.000$ – 12.000$ pro Person bezahlen müsse. Mit dem kleinen Fischerboot wollen 30 Männer die Flucht wagen, aber niemand sagt ihnen, wie gefährlich die Flucht wirklich ist.

Steve machte mit uns ein Experiment. Er ließ 60 Schülerinnen und Schüler abzählen. Dann sollten wir uns in einen kleinen Bereich quetschen, der dem Platz einer Piroge entspricht, denn die Flüchtlinge quetschen sich teilweise zu 60 auf solche Boote. Man hat kaum Platz zum Sitzen, keine Privatsphäre. Jeder kann zusehen, wenn du „auf Toilette“ gehen musst…

Im Film erleben die Flüchtlinge dramatische Situationen. Erst begegnen sie einem anderen Boot voller Flüchtlinge, dessen Motor kaputt ist. Sie entschließen sich jedoch, ihnen nicht zu helfen, weil sie dann definitiv selber sterben würden. Somit fahren sie weiter. Die Stimmung ist gedrückt. Den einen gehen die Angstgebete auf die Nerven. Andere sind geschockt und ihre Angst dringt bis zu ihrem Knochenmark durch. Nach einer Weile ziehen Wolken auf, es wird immer ungemütlicher, denn sie sind in ein Unwetter geraten. Es stürmt und regnet wie aus Kübeln. Viele Flüchtlinge lassen bei dieser Katastrophe ihr Leben. Viele von uns finden diese Situationen, in die die Flüchtlinge geraten, einfach KRASS.

Im Film geht dann auch noch der Motor der Piroge kaputt. Sie treiben auf dem Meer – die Menschen haben ihre Hoffnung verloren. Aber sie haben Glück. Das spanische Rote Kreuz findet und rettet sie. Jedoch haben die Flüchtlinge diese gefährliche Reise umsonst angetreten, weil sie wieder zurück in ihr Heimatland geschickt werden.

Steve war sehr offen und beantwortete gerne unsere Fragen. Zum Beispiel wollten wir wissen, wie er seine Erlebnisse verarbeitet hat. Die Musik hilft ihm dabei, erklärte er uns. Steves Fluchtgeschichte und der Film haben uns sehr bewegt.

Nach dem Gespräch haben wir in vier Gruppen und mit Hilfe von verschiedenen Broschüren noch verschiedene Fragestellungen bearbeitet. Zum Beispiel: Welche Fluchtgründe gibt es? Was bedeuten die Begriffe Migrant / Flüchtling / Asylbewerber? Unsere Ergebnisse haben wir auf Plakaten festgehalten und allen präsentiert. Steve hat unseren Vortrag jeweils ergänzt mit weiteren Berichten von seinen eigenen Erfahrungen.

Am nächsten Tag (Freitag, 2. 2. 2018) hatten wir dann die Ehre, das gesamte fantastische Team Diversité (Vielfalt) kennenzulernen. Als wir sie fragten, ob die Musik / die Kunst auch ihr Beruf sei, bejahten sie es und ergänzten, dass ihr Beruf auch ihre Lebensgeschichte sei und dass sie stolz darauf seien, ihr Lebenswerk und ihre Träume mit uns teilen zu können. Man sah den Stolz in ihren Augen. Was vor der Flucht nur ein Traum war, wurde Realität.

Nachdem wir alle das Lied To Ye eingeübt hatten, wurden wir in verschiedene Workshop-Gruppen eingeteilt. Es gab 6 Gruppen:

  1. Instrumentalisten (Gitarre, Klavier und Bläser)
  2. Percussion-Gruppe
  3. Chor
  4. Tanz
  5. Kunst
  6. Moderation / Theater

Steve Bimamisa, der „Vater von Diversité“, half einigen Schülern, die Songs mit Gitarre einzustudieren.

Marquis de Schoelch, der Pianist mit den „magischen Fingern“, übte mit der Klavier-Gruppe.

Die Bläserinnen wurden von unserem Musiklehrer Andreas Rapp gecoacht, der am Freitag auch noch von Tilmann Schaal (Posaunist von Diversité) unterstützt wurde.

Der Drummer Samuel Brandt und die Musiklehrerin Wiebke Kitzberger halfen den Percussionists, den richtigen Beat zu finden – mit Djembe und anderen Rhythmusinstrumenten.

Thabilé aus Südafrika, „die wunderschöne Stimme auf zwei Beinen“, studierte mit dem Chor und den Solisten ihre selbstgeschriebenen und tiefgründigen Lieder ein.

Bamba Gueye aus dem Senegal tanzte mit einigen Schülern in der Karlskaserne im Tanzworkshop und studierte zu einigen Liedern von Thabilé Choreographien ein.

Abdoul-Ganiou Dermani aus Togo batikte mit einigen Schülern im Kunstworkshop wunderschöne Bilder, die die Gefühle von den Flüchtlingen nochmals unterstrichen. Diese Kunst war sehr anspruchsvoll, da man auch mit extrem heißen Wachs arbeitete. Deswegen bekam er Unterstützung von der BK-Lehrerin Verena Mailänder.

In der Moderationsgruppe bei Heike Hauptvogel wurde sehr viel diskutiert über das Thema Flucht und Migration und überlegt, wie man die Lieder bei der Aufführung präsentieren könnte. Zu manchen Liedern wurde als Ansage eine kleine Theaterszene erarbeitet.

Die Workshops gingen vier Tage lang. Es wurde fleißig geübt und geprobt, gemalt und getanzt. Was nicht passte, wurde verbessert. Man konnte erkennen, dass wir Achtklässler sehr viel Spaß hatten. Es ist bemerkenswert, was wir binnen dieser kurzen Zeit gelernt und erarbeitet haben.

Am Donnerstag, den 8. 2., fand die Hauptprobe bereits auf der großen Bühne in der Reithalle der Karlskaserne statt. Zum ersten Mal probten wir alle zusammen – und es hat schon richtig gut geklappt! Die Kunst-Gruppe musste sich noch überlegen, wie sie ihre Bilder, die auf die Leinwand projiziert wurden, dem Publikum präsentieren will. Am Freitag, den 9. 2., fing die Generalprobe dann um 14.00 Uhr statt. Alles lief gut! Es gab keinen Grund, extrem nervös zu sein vor der Aufführung. Auch wenn wir wussten, dass Regio TV und Radio Energy filmen werden…

Am Abend war ab 18.30 Einlass und dann begann die Show um 19.00 Uhr. Unter den zahlreichen Zuschauern war sogar der Herr Oberbürgermeister Spec von Ludwigsburg, der auch ein Grußwort sprach.

Die Zuschauer durften Zeuge von dem großartigen Projekt werden. Tag für Tag hatten Schüler, Künstler und Lehrer auf den großen Moment hingearbeitet. Die Lieder, Tänze, Reden, Theatereinlagen und Bilder haben das Publikum begeistert und für eine tolle Atmosphäre gesorgt. Wir sind stolz darauf, was alle auf die Beine gestellt haben.

Es wurde wieder deutlich, dass die Künstler mit Herz und Seele dabei waren. Als Dank wurden sie mit Blumen verabschiedet und so ging dann auch die letzte Stunde des Projekts vorüber.

Die Botschaft ist sicherlich auch bei allen angekommen! Vielleicht haben ja die einen oder anderen ihre Meinung zum Thema Flucht und Migration geändert. Es ist egal, aus welchem Land jemand kommt, welche Sprache jemand spricht und welche Kultur jemand hat, es ist egal, wie arm oder reich jemand ist, ob hell- oder dunkelhäutig, dick oder dünn, männlich oder weiblich…

Wir müssen lernen, uns zu tolerieren und zu respektieren, denn am Ende zählt doch nur: Mensch ist Mensch!

[Copyright für die Fotos von der Aufführung: Bimsum Production]

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Text: Melisa, Emily und Sara (9c)

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