Hinter den Kulissen – Einblick in ein Gerichtsverfahren

Was ist das Gericht denn eigentlich? Wie läuft ein Gerichtsverfahren ab? Und wie wird ein Strafmaß für den Angeklagten festgelegt? Dies und noch vieles mehr durfte die Klasse 8b am 08. Mai 2019 bei einem Gerichtsverfahren im Amtsgericht Ludwigsburg live miterleben.

Die Klasse traf sich mit Frau Habele und Frau Oehmke an der Radstation des Ludwigsburger ZOBs und sie liefen dann gemeinsam zum Amtsgericht, um dort einer Gerichtsverhandlung beizuwohnen und anschließend der Richterin noch Fragen zur Verhandlung und zu ihrem Beruf zu stellen.

Am Amtsgericht angekommen, wurde die Klasse in den Gerichtssaal geführt und durfte dort als “Publikum” Platz nehmen. Alle mussten mucksmäuschenstill sein, da die Gerichtsverhandlung nicht vom Publikum beeinflusst oder gestört werden darf. Nach kurzem Warten betraten der Strafverteidiger gemeinsam mit dem Angeklagten, der Staatsanwalt und die Schriftführerin den Saal und setzten sich auf ihre jeweilig zugeteilten Plätze. Kurze Zeit später betrat auch schon die Richterin mit zwei Laienrichtern, so genannten Schöffen, den Raum. Alle standen als Zeichen des Respekts auf und setzten sich erst nach der Aufforderung der Richterin wieder hin. Kurz zusammengefasst ging es bei dem Verfahren um eine Person, die zwei Mal eine geringe Menge Marihuana an eine minderjährige Person verkauft hatte.

Am Anfang der Verhandlung sagte der Angeklagte aus und beantworte die Fragen der Richterin, der Schöffen, des Staatsanwalts und des Verteidigers. Die erste Zeugin, die daraufhin in den Raum gebeten wurde, war die Käuferin des illegalen Betäubungsmittels. Sie berichtete über die Vorgänge und beantwortete alle Fragen vermutlich wahrheitsgemäß, denn vor Gericht darf man nicht lügen. Der zweite Zeuge war ein Polizist, der in den beiden Fällen ermittelte und ein Insider illegaler Drogengeschäfte im Raum Ludwigsburg ist. Zunächst hielt dann der Staatsanwalt sein Plädoyer. Er forderte eine 7 Monate lange Freiheitsstrafe auf Bewährung. Der Verteidiger schlug in seinem Plädoyer eine Geldstrafe für den Angeklagten vor. Er hielt es für angemessen, dass der Angeklagte 80 Tage lang 10 Euro bezahlt. Anschließend berieten sich die Schöffen und die Richterin und die Richterin verkündete das Urteil: Der Angeklagte muss 2600 € abbezahlen, das bedeutet 130 Tagessätze à 20 €, sowie die Kosten des Verfahrens tragen. Da der Angeklagte nur wenig verdient und noch andere Schulden abzubezahlen hat, empfahl ihm die Richterin, den Geldbetrag abzuarbeiten und meinte er solle sich an die Organisation “Besser schwitzen als sitzen” wenden.

Nach der Gerichtsverhandlung hatte die Richterin netterweise noch etwas Zeit, um unsere Fragen zu beantworten. Sie führte die Klasse in das Urteil-Beratungszimmer, wo sich der Richter zusammen mit den Schöffen auf ein angemessenes Urteil einigt. Wir durften sogar in zwei Gefängniszellen hinein, in die Angeklagte gebracht werden, die bereits hinter Gittern sitzen und im Amtsgericht zu einer Verhandlung erscheinen müssen. Manche SchülerInnen wurden auch für kurze Zeit in einer Zelle eingeschlossen, um zu sehen, wie das Leben in einer Zelle so sein muss.

Nach diesem Erlebnis ist uns allen klar geworden, dass ein Gerichtsverfahren sehr ernst ist und dass wir niemals in die Situation eines Angeklagten kommen wollen.

– Freya Höynck

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